The Sign - Die Wahrheit kommt ans Licht by Karr Julia

The Sign - Die Wahrheit kommt ans Licht by Karr Julia

Autor:Karr, Julia
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: cbt
veröffentlicht: 2015-01-03T16:00:00+00:00


XXII

Am nächsten Morgen wachte ich auf und war überrascht, dass ich so tief und fest geschlafen hatte, vor allem wenn man bedachte, was mir heute bevorstand. Dee war schon vor dem Klingeln des Weckers aufgewacht und stand aufgeregt in meinem Zimmer. Zappelnd saß sie bei mir auf der Bettkante. »Was soll ich denn anziehen?«

»Das Schönste, was du hast«, meinte ich. »Deine schwarze Hose und den roten Pullover vielleicht?«

»Der Pullover ist zu klein.« Sie sah sich in meinem Zimmer um. »Was ziehst du denn an?«

»Das Gleiche, was ich anhatte, als ich wegen Grandpa im Hauptquartier des B.O.S.S. war.«

»Und was war das? Du bist aus dem Haus, bevor ich wach war.«

»Welche von Moms Klamotten. So hab ich mich ihr nahe gefühlt, als würde sie auf mich aufpassen.«

»Denkst du, mir könnte auch was von ihr passen?«

»Sehen wir doch mal nach. Die Sachen sind in Grandmas Zimmer.«

Fünf Minuten später hatten wir den perfekten Pullover für sie gefunden in Asteroidenblau. Er war ihr ein kleines bisschen zu groß, aber das kriegte man mit ein paar Nadelstichen hin.

»Er riecht nach Mom.« Ihr Blick trübte sich.

»Sei nicht traurig, Dee. Stell dir einfach vor, sie wäre hier bei dir.«

Als wir Mrs Jenkins auf der Treppe trafen, sahen wir beide wenn nicht nach Rang fünf, so doch mindestens nach Rang vier aus. Und keine von uns hatte geweint, zumindest nicht nach außen hin.

Der erste Halt war das Metro-Krankenhaus. Dr. Silverman hatte ein notariell beglaubigtes Schreiben zu Grandmas Genesung und ihrem allgemeinen guten Gesundheitszustand für uns hinterlassen. Zumindest hatten wir diesen Trumpf im Ärmel.

Als wir beim Justizgebäude ankamen, ließ Dee ihre Hand in meine gleiten.

»Wird schon alles gut gehen«, flüsterte ich.

Allein der Anblick des Gebäudes wirkte einschüchternd. Anders als die glatten, modernen Fronten der umstehenden Gebäude war es schon alt. Die Wände bestanden aus Reihen von Glasfenstern, die sich mindestens über dreißig Stockwerke erstreckten. Auf der Seite der Dearborn Street war auf die gesamte Gebäudefläche eine Waage projiziert.

Waage. Gleichgewicht. Klar. Das Gleichgewicht neigt sich dann wohl eher zu ihrer Seite, dachte ich. Ganz gleich, wie oft sie uns noch weismachen wollten, dass wir alle frei seien. Es war ihre Version der Freiheit; ich ging davon aus, dass sich diese Version in nichts mit der meines Vaters deckte, und ganz sicher auch nicht mit meiner.

»Wir sind in Gerichtssaal Nummer 7B.« Mrs Jenkins trieb uns an, nach drinnen zu gehen. »Wir wollen doch nicht zu spät kommen.«

Mit der freien Hand holte ich mein Halskettchen hervor und berührte den Anhänger mit der Ziffer 7, den Grandma mir geschenkt hatte – »der Vollständigkeit halber«. Sicher war es kein Zufall, dass wir in Gerichtssaal sieben waren. Es war meine Glückszahl. Ich drückte den Anhänger.

Problemlos passierten wir die Scanner an der Tür. Mrs Jenkins’ Absätze klapperten entschlossen über den Boden, als wir durch die riesige Eingangshalle auf den Informationsschalter zugingen. Ich war überrascht, wie viele echte Menschen hier arbeiteten anstatt der üblichen Roboter, obwohl der Mann, der uns den Weg wies, so teilnahmslos wirkte wie die vielen Flurroboter in der Schule.

Draußen vor dem Gerichtssaal bewachte ein uniformierter Beamter die Tür.



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